Über Grünbergs Wein - Der schlesische Schriftsteller und Heimatdichter Paul Petras

Die Oder bei Grünberg / Schlesien
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Dr. Paul Petras
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Über Grünbergs Wein

Dichtung
Der Alte Fritz und der Grünberger.
(Der Landhaus-Gemeinde gewidmet)

Fridericus Rex, der das schöne Schlesierland
Durch Kampf und Sieg mit dem Preußenreich verband,
Schätzt auch Alt-Grünberg hoch, als die erste schlä'sche Stadt,
Die er auf seinen Fahrten nach Breslau stets betrat.

Burgemeister Kauffmann bot oft ein'n Trunk ihm dar,
Der war, so gut er sein mocht', gar sauer manches Jahr.
Drum hat der "Alte Fritze" meist die Lippen nur benetzt
Und hat gedacht: Ach braucht' ich doch nicht zu trinken jetzt!

Einst macht sich der König in Grünberg diesen Spaß:
Er sprach zum Burgemeister: "Reich Er das große Glas
Dem Prinzen, der erst später zum Stadttor kommt herein! -
Es ist mein durst'ger Neffe, drum geb' Er ihm den Wein!" -

Als nun erschien der Neffe, der Markgraf von Bayreuth,
Der Burgemeister Kauffmann das Riesenglas ihm beut; -
Obwohl durchaus nicht trinkfest - der Markgraf lächelnd trank -
Und spendete den Winzern von Grünberg Lob und Dank! -

Im Landhaus*) hat der König neugierig dann gefragt:
"Sprecht, Burgemeister Kauffmann, was hat der Prinz gesagt?"
""Fürwahr, der Markgraf sagte: "Der Wein stärkt Mark und Bein,
""Er glaubt' nicht, dass wir Schlesier - kunnten keltern solchen Wein.""

Friedericus Rex der lachte und drohte mit dem Stock:
"Sagt' er denn nicht, der Wein da brennt Löcher in den Rock?
"Ihr Schlesier seid doch Rackers, Ihr keltert noch - parbleu -
Wein wie in der Champagne hier an der grünen Höh'!"**)

Nun schläft der alte Degen weit über hundert Jahr,
Längst keltert man in Grünberg Champagner hell und klar.
Ein Hoch dem König Friedrich, der uns preußisch gemacht -
Dem "Alten Fritze" sei ein schäumend Glas gebracht.

P.P.







*) Das früher Peltner'sche, später Alfred Kollesche Weinrestaurant "Landhaus zum Alten Fritz" in der Breiten Straße

**) Das "Grünberger Wochenblatt" schrieb hierzu: Als Friedrich der Große am 13. August 1769 durch Grünberg kam, um sich nach Neiße zur Begegnung mit Kaiser Joseph II. zu begeben, unterhielt er sich, wie August Förster in seinem Buche "Aus Grünbergs Vergangenheit" Seite 191 erzählt, mit dem Bürgermeister Kauffmann über den Wein und beauftragte den Bürgermeister, dem dem König nachfolgenden Markgrafen von Anspach Grünberger Wein zu trinken zu geben, und wenn er nicht wolle, ihm zu sagen, der König hab es befohlen.
Weinlese 1936
(Weise: Wohlauf, die Luft geht frisch und rein...)

Der Herbst rückt an! Septembermond
Bringt uns noch Sonnentage,
Nun wird des Winzers Werk belohnt
Nach aller Müh' und Plage,
Man lädt sich liebe Gäste ein,
Nach Grünberg gilt's zu eilen!
Um hier bei sang und edlem Wein
Der Winzer Freud' zu teilen.

Nach froher Lese rasten wir
Und kosten Grünbergs Weine,
Feuchtfröhlich ist das Treiben hier,
Als wär der "Ring" am Rheine!
Vom fernen Franken kamen doch
Die ersten Rebenbauern,
Weinlust beseelt die enkel noch
In Grünbergs alten Mauern.

In Grünberg unterm Weinkranz hat
Der edle Saft der Trauben
Begeister viele schon zur Tat. - - -
Und was in Rebenlauben
Bei Wein und Lied ersonnen ward
Im kreiser schöner Mädchen,
Im "Sippenbuche" wird' verwahrt
In unserm Rebenstädtchen.

Ein Freudenbringer ist der Wein,
Erzeugt auf Grünbergs Höhen,
Der Weinkranz winkt: "O komm herein!
Und bleib nicht strauen stehn!"
Denn unser Wein weckt den Humor,
Der auch in trüben Tagen
Uns Kraft verleiht, das Meckrerkorps
Aus Stadt und Gau zu jagen.

Drum, was die Väter uns vermacht,
Das wollen treu wir wahren,
Auf dass der Trauben goldne Pracht
Noch reif' nach huntert Jahren!
Der Trauben Gold! Der Treue Gold!
O, wollt sie beide hegen!
Ihr Männer treu, ihr Frauen hold,
Der Vaterstadt zum Segen!

P.P.


Anekdoten vom Grünberger Wein
Auf dem Weinfest von Grünberg / Zielona Góra
Foto: Tourist Information Zielona Góra

(An die Anekdotenjäger.)

Noch immer liest man üble Anekdoten
Von Grünbergs weltbekanntem Höhenwein;
Die Schreiber haben oft sich überboten,
Im schlechten Witz und öden Spötterei'n.
Fragt man dann einen: "Hast Du schon im Leben
Einmal gekostet Grünbergs Höhenwein?"
Wird achselzuckend Antwort meist gegeben:
"Grünberger kosten fiel mir niemals ein!"

Einst sagt ich einem dieser Spötter,
Dass man in Hamburg früher Grünbergs Wein
Verschnitten hat mit fremdem "Trank der Götter".
Die Mischung fand der Trinker gut und fein!
Da war begehrt der Wein vom deutschen Osten,
Heut' müssten Sie mal Gast in Grünberg sein!
Da sprach der Spötter: "Grünbergs Wein zu kosten
An seiner Quelle, fiel mir niemals ein!"

Und einmal saß ich abends fern vom Rheine
Mit einem Gast beim Glase Moselwein,
Zuletzt holt ich von Grünbergs Winzerweine
Ein Fläschel aus dem Keller und goss ein;
"Ei!" rief der Gast, "der Tropfen ist ganz lecker!
Das muss ein ganz besondrer Jahrgang sein!"
"Nee", lacht ich da, "mein lieber Moselschlecker!
So schmeckt halt unser reiner Höhenwein!"

Kaum hatt' ich das gesagt, da hat der Bruder,
Der Grünbergs Wein soeben hatt' gelobt,
Geschimpft: "Das Zeug schmeckt unter allem Luder!" ---
Hätt' ich's geahnt, hätt' ich ihn nicht geprobt."
Ja, so geht's oft noch: Unter fremdem Namen
Reist mancher hochgeehrt durch's deutsche Land,
Dem Weine geht's wie filmgekrönten Damen,
Wer "nicht weit her ist", bleibt oft unbekannt. --

's hat auch in Schlesien weitgereiste Leute,
Die nie im Leben Grünbergs Höh'n geschaut,
Die Grünbergs Wein noch nie geprobt bis heute,
Und dennoch lustig höhnen leis und laut:
"Grünberger Wein, ob weißen oder roten,
Trank ich noch nie, und doch weiß ich Bescheid:
Ich kenn' ihn bloß aus alten Anekdoten!" ...
Soll das so weiter gehn in Ewigkeit? ---

P.P.
Gruß an die Rebenstadt

Zwischen Bobertal und Oderwald
Da wachsen Grünbergs Reben.
Bringt ein Jahr viel Sonnenschein,
Reift gar schön der Höhenwein:
Ja auch in Grünberg
Da lässt's sich lustig leben.

Kam ein Mann vom alten Vater Rhein
zum viel verkannten Osten,
Fragte nach Dreimännerwein.
Doch bald stimmt' er froh mit ein:
Ja auch in Grünberg
Da kann man Guten kosten!

Mancher sang: "Am Rhein nur möcht ich frein"
Und kam in unser Städtchen,
Fand hier ein Rautendelein,
Und dann sang er froh beim Wein:
Ja auch in Grünberg
Hat's liebe süße Mädchen!

Sei gegrüßt, due alte Rebenstadt,
Wo Wunder wirkt die Sonne!
Wo am sanften Hübelrand
Trauben blühn im dürren Sand:
Ja auch in Grünberg
Da wohnet Freud und Wonne!

Sicher ist, der Grünbergs edlen Wein
Einstmals nicht konnt' vertragen,
Sagt und singt: Ich bin bekehrt,
Und hab hier mach Glas gelehrt:
Ja auch in Grünberg
Da trinkt man mit Behagen.

Wer nur immer preist den Auslandwein,
Und sei's auch nur verstohlen,
Grünbergs Wein gar Strumpfwein nennt,
Und dabei ihn gar nicht kennt,
Den soll der Teufel, den soll der Teufel,
den soll der Teufel holen.

P.P.

 
An den Grünberger Winzerverein.


Jüngst stellten zwei Jugendgenossen,
Zwei lang ersehnte, sich ein,
Das Wiederseh'n wurde begossen
Mit goldenem Weine vom Rhein.

Ja, richtiger Rheinwein just war es,
Längst lag er im Keller bereit,
Zwar herb, doch war es was Rares,
Drum lobten die Freunde ihn beid'.

Wir haben manch' alte Geschichten
Aus goldener Jugend erzählt,
Ein jeder wusst' zu berichten,
Was einst uns erfreut und gequält.

Die längst verflossenen Tage,
Sie däuchten uns goldig beim Wein.
Wir vergaßen der Gegenwart Plage
Und priesen den Tropfen vom Rhein.

Der Flaschen goldene Seelen,
Sie fanden zu früh nur ihr Grab
(Nachdem sie befeuchtet die Kehlen)
Gesenkt zu den Herzen hinab.

Da holt' ich noch einen goldhellen
Trostspender ins Stübchen herein
Und schenkte den frohen Gesellen
Der Jugend nun Grünberger Wein!

"Ei!" rief da der eine der alten
Kameraden, - "Du tatest nicht recht!
Du hast ja "den guten behalten",
Bis du dachtest, wir wären bezecht!"

"Du brachtest uns - nimm mir's nicht übel!
"Zuerst den geringeren" her!
Genau wie uns lehrt in der Bibel
Von der "Hochzeit zu Kana" die Mär!"

Ich lachte: "So trinkt mit Verstande
Den Einundzwanziger Wein
Aus dem sonnigen Heimatlande,
Gekeltert vom Winzerverein!"

Hell klangen die Gläser: "Es lebe
Der goldige Grünberger Wein!
Es wachse und grüne die Rebe,
Veredelt vom Winzerverein!"

P.P.
Diese Verse verdanken ihr Entstehen einer mütlichen Sitzung des Verfassers mit Freunden, die zuerst eine Flasche Rheinwein bei ihm tranken und dann eine Flasche 21er vom Winzerverein. Einstimmig erklärten sie den Grünberger Tropfen für den besseren.

An die Heimat.
Brüder, Schwestern, lasst uns singen
Unsrer Heimat Lied um Lied,
Bis es einst auf Engelsschwingen
Uns zur letzten Heimat zieht!
Heimat, wo in Maientagen
Auf den Hügeln blüht der Wein,
Wo die Nachtigallen klagen
Sensuchtsvoll im Blütenhain!

Lasst uns singen von den Reben,
Die uns noch in jedem Jahr
Goldne Edeltrauben geben,
Wenn die Sonn' uns gnädig war!
O ihr süßen vollen Trauben,
Reifend an des Löbtenz Hang!
O ihr weinumgrünten Lauben,
Oft durchtönt von frischem Sang!

Grüne Reben an den Lauben,
Hat nicht oft im jungen Jahr
All sein Hoffen, Lieben, Glauben
Euch vertraut ein liebend Paar? -
Wieviel junge Herzen schlossen
Glücklich hier den Lebensbund!
Heimatwein ward eingegossen
Glas um Glas in süßer Stund!

Wenn vom Rathausturm hernieder
Schon die späte Stunde schlug,
Tönten von den Bergen Lieder,
Die der Wind ins Weite trug!
Tönten zu den alten Straßen,
Wenn im milden Mondenschein
Frohe Zecher droben saßen
Heimatfroh beim Heimatwein!

Und dann zogen sie zu Tale
Wo das Goldne Bächlein* rauscht,
Das schon viele tausend Male
Frohen Sängern hat gelauscht.
Und sie hielten an dem alten
Hungerturm am Neuen Tor ...
Ihm, der trotzt den Sturmgewalten,
Sangen sie ein Nachtlied vor.

P.P.
(Grünberger Wochenblatt, 23.8.25)
*) Goldene Lunze

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